Die Filterung
Warum filtern?
In der freien Natur stehen den Fischen riesige Wassermengen zur Verfügung. Dort ist der Stoffwechsel - und Nährstoffkreislauf ohne ein Zutun des Menschen in Ordnung. In einem Aquarium stehen den Fischen aber nur ein Bruchteil des Wasservolumens zur Verfügung. Durch die Ausscheidungen der Fische kommt es dadurch schnell zu einer erhöhten Schadstoffkonzentration. Wenn der Aquarianer nicht aktiv eingreift und das Aquarium längere Zeit sich selbst überlässt, dann wird die Schadstoffkonzentration durch die Ausscheidungen der Fische zu hoch und die Fische sterben nach und nach.
Deshalb ist regelmäßiger Wasserwechsel, eine Filterung und selbstverständlich auch eine regelmäßige Reinigung des Filters unabdingbar für gesunde Fische und ein gutes Pflanzenwachstum.
Die Filtergröße wird in erster Linie der Größe des Aquariums, der Fischzahl und damit der Menge des anfallenden Schmutzes anzupassen sein. Im allgemeinen gilt: Je größer, desto besser.
Für Pflanzenaquarien trifft das jedoch nicht zu. Diese sollten eher schwach gefiltert und dafür nur sehr sparsam mit Fischen besetzt werden! Die Filterleistung soll sich nach den gleichen Kriterien, an erster Stelle jedoch nach dem Volumen des Beckens richten. Ein schwach besetztes 100 Liter Becken (weniger als 1 cm Fischlänge auf 5 Liter Wasser) kann ohne weiteres mit einem Filter schwächerer Leistung auskommen als ein 60 Liter Becken mit starker Besetzung (1 cm Fischlänge auf 1 Liter Wasser).
Als Faustregel sollte das Filtervolumen so groß wie möglich sein und die Leistung pro Stunde mindestens der Hälfte des Beckeninhaltes entsprechen. Bei einem 50 l Becken brauchen Leistung und Volumen nur halb so groß zu sein, bei einem 200 l Becken doppelt so groß. Das Filtervolumen errechnet sich z. B, bei einem zylinderförmigen Körper (z. B. Schaumstoffpatronen) nach der folgenden Formel: Radius zum Quadrat x 3,14 x Höhe 3 cm x 3 cm = 9 cm x 3,14 x 15 also 424 cm³; Inhalt = Volumen hat eine solche Patrone.
Bei Filterbehältern mit rechteckiger oder quadratischer Bodenfläche ist die Berechnung: Länge x Breite x Höhe = Volumen in cm³. Die Förderleistung eines Filters lässt mit zunehmender Verschmutzung sehr nach. Dieses Nachlassen ist auch abhängig von der Art der Filterpumpe. Luftbetriebene Pumpen sind bei Verschmutzung wesentlich anfälliger in der Leistung als Motorkreiselpumpen.
Filtertypen
Innenfilter
a) Bodenfilter (nur bedingt geeignet)
b) Schaumstoffpatronenfilter
c) Plastikeckfilter
d) Tauchkreiselpumpenfilter
e) Biofilter
Außenfilter
a) Kreiselpumpen Topffilter
b) Kastenfilter mit Motor oder Mammutpumpe
Aus dem vielfältigen Filterangebot (es gibt sicher über 100 Typen) das passende zu finden, dürfte einem Aquarianer Neuling schwer fallen.
Hier einige Empfehlungen:
Für (Zucht)becken bis 40 Liter:
Schaumstoffpatronenfilter (z. B. Billi von Tetra) oder Kunststoff Eckfilter, dazu eine Luft Membranpumpe. Kleine Bodenfilter sind ungeeignet, denn der Schmutz muss mit der regelmäßigen Reinigung aus dem Becken heraus.
Für kleine bis mittlere Becken bis 80 Liter:
Schaumstoffilter (z. B. Brillant von Tetra), lnnenfilter verschiedenster Bauart, Kreiselpumpenfilter (z. B. Eheim, Fluval, oder vergleichbare), Außenfilterkasten mit Motor oder Mammutpumpe.
Für mittlere Becken bis 150 Liter:
Tauchkreiselpumpe (z, B. Rena) Kreiselpumpen Topffilter (z. B. Eheim, Fluval) Schaumstoffpatronenfilter (z. B. Tetra Brillant Super)
Für Becken ab 150 Liter:
Verschiedene Außenfilterfabrikate wie Eheim, Vita, Hagen; vom Beckenhersteller eingebaute Biofilter.
Für Großbecken ab 300 Liter:
Kreiselpumpen Topffilter mit 500 Liter Leistung und darüber oder ein ins Becken eingebauter Biofilter und zur Wasserumwälzung eine starke Wasserförderpumpe (z. B. Tunze Turbelle).
Jeder der vorgenannten Filtertypen erfüllt eine, mehrere oder gar alle Anforderungen, die an einen guten Aquarienfilter gestellt werden. In hohem Maße hängt die Erfüllung jedoch nicht vom Filter allein, sondern auch vom Filtermaterial ab.
Der bewährte biologische Filter wird an oder in einer Seitenwand (oder auch einer Rückwand) untergebracht. Solch einen Filter baut man am besten selbst oder kauft sich ein Becken, bei dem dieser bereits vom Hersteller eingebaut wurde. Diese Filter haben gegenüber dem Bodengrundfilter den wichtigen Vorteil der leichteren Reinigung, ohne dass das Becken ausgeräumt werden muss. Lediglich die Perlonwatte wäscht man wöchentlich aus. Die Tonröhrchen verbleiben ein Jahr oder länger im Filterkasten.
Die Aufgaben des Filters
1. Mechanische Filterung
Nahezu jedes Filtermaterial ist hierzu geeignet. Am praktischsten sind Perlonwatte und in großen Filtern Tonröhrchenabschnitte. Die Aufgabe des Filtermaterials besteht darin, die Schmutzpartikel des angesaugten Wassers festzuhalten. An der Ausflussseite des Filters soll klares Wasser hervortreten! Je nach Beschaffenheit des Materials werden feinste, feine oder auch nur grobe Schmutzpartikel festgehalten. Neue, noch nicht "eingefahrene" Filter dienen zunächst einmal nur der mechanischen Filterung. Zu diesen Filtern zählen auch die so genannten Schnellfilter, die in kurzer Zeit das Beckenwasser klären, z. B. Tunze Topffilter mit hoher Pumpenleistung, aber kleinem Volumen. Eine biologische Wasseraufbereitung findet in solchen Filtern nicht oder kaum statt. Zu den mechanischen Filtermaterialien gehört auch Aktivkohle, die infolge ihrer großen Porosität in der Lage ist, feinste Partikel, z. B. Farbstoffe, zu binden (adsorbieren). Dadurch ist Aktivkohle zum Entfernen von Giftstoffen aus dem Wasser gut geeignet. Im Falle einer medikamentösen Behandlung kranker Fische zur gleichen Zeit sollte die Kohle vorher entfernt werden. Bei längerer Anwendung von Medikamenten könnte die Kohle diese unkontrolliert wieder freigeben.
2. Biologische Filterung
Die Abbaustoffe der Fische (Urin, Kot) belasten das Aquariumwasser auf Dauer. Dieser Tatsache wird allgemein nicht genügend Beachtung geschenkt, einfach deshalb, weil nichts Sichtbares passiert. Die giftigen Stickstoffverbindungen müssen durch Wasserwechsel aus dem Aquarium herausgebracht oder mittels geeigneter Filter und Materialien abgebaut werden. Dieser Abbau geschieht durch Bakterien: Nitrosomonas wandeln Ammoniak in Nitrit und Nitrobacter Nitrit in Nitrat um. Die Bakterien können jedoch nur in geeignetem Filtermaterial mit großer Oberfläche und ausreichender Versorgung mit Sauerstoff existieren.
Geeignete Filtermaterialien sind:
-Bakterienresistenter Schaumstoff
-Poriger Kies (Lavagestein)
-Filterkohle (bedingt), diese kann nur 2 - 3 Wochen eingesetzt werden, dann ist sie verbraucht.
Ein schwach laufender Bodenfilter mit Kies von 3 - 5 mm Korngröße ist von der Oberfläche her der wirksamste biologische Filter. Nur sollte er nicht von oben her ansaugen, da die Poren dabei sehr schnell verschmutzen, sondern von unten her drücken. Das geht nicht nur mittels einer Kreiselpumpe, sondern auch mit der preisgünstigeren Mammutpumpe (Luftblasenförderpumpe). Die Schichtstärke des Bodengrundes über der Filterplatte sollte wenigstens 5 cm betragen.
In großen Topffiltern, die meist mit Kreiselpumpen betrieben werden, wird nur dann biologisch gefiltert, wenn die Filtermasse regelmäßig alle 2 - 4 Wochen gereinigt und dabei schonend vorgegangen wird. Klinische Sauberkeit (heißes Wasser) ist dabei allerdings von Nachteil.
3. Chemische Filterung (Wasseraufbereitung)
Die Filterung mit chemischen Wasseraufbereitungsmitteln ist streng genommen keine Filterung und gehört eher in das Kapitel "Chemie". Da die verschiedensten Wasseraufbereitungsmittel aber auch zusätzlich im Filtertopf angewendet werden (können), sollen diese Mittel hier Erwähnung finden. Zu den chemischen Wasseraufbereitungs-Filtermaterialien gehören u.a. die industriell erzeugten Ionenaustauscher, wie z.B. Permutit und Levatit. Dem jeweiligen Verwendungszweck entsprechend, senkt das eine Material die Karbonathärte und das andere die Sulfathärte.
Wiederum andere Austauscher binden sogar Nitrat.
Dem chemischen Filter sollte jeweils ein mechanischer vorgeschaltet werden, um das wertvolle Filtermaterial vor Verschmutzung zu schützen. Diese Filtermaterialien sind sehr teuer. Sie können jedoch mittels verschiedener Methoden regeneriert werden. Bei der Geschirrspülmaschine ist uns dieser Vorgang mit Kochsalz bekannt (Regenerieren des Karbonathärte bindenden Austauschers).
Filterung mit Torf
Torf als Filtermaterial ist bisher noch weithin ungebräuchlich, da wenig bequem in der Anwendung. Zudem verfärbt Torf das Wasser bräunlich, was manchem nicht wünschenswert erscheint. Torf hat aber als Filtermaterial so viele gute Eigenschaften, dass wir uns ihm etwas mehr widmen sollten.
Hier ist guter Schwarztorf oder älterer Weißtorf, ungedüngt, gemeint enthärtet das Wasser mit der für viele Fische zuträglichen Huminsäure. Um mit Torf eine Enthärtung durchzuführen, bedarf es je nach Wasserhärte reichlicher Geduld und häufiges Wechseln des Filtermaterials.
Um ein 100 l Becken von 30° dGH auf 10° dGH zu bringen, braucht man 200 g trockenen Torf. In einen größeren Außenfilter gehen aber nur etwa 50 g hinein. Nach 2 - 3 Tagen bis zu einer Woche hat sich der Torf erschöpft und muss gegen neuen ausgetauscht werden. Bei der Torffilterung wird chemisch Huminsäure abgegeben und Bikarbonat ausgefällt. Dadurch entstehen Enthärtung und gleichzeitig Ansäuerung beides wünschenswerte Ziele der Wasseraufbereitung für viele Fischarten (s. Artenbeschreibungen).
Bitte nicht für Afrikanische Cichliden verwenden!
4. Sauerstoffanreicherung und Oberflächenbewegung
Bei Verwendung eines der gebräuchlichsten Filtertypen, dem Motoraußenfilter, erübrigt sich die Anschaffung einer Luftpumpe. Der vielfach bekannte und beliebte Ausströmerstein, der so schön Luftblasen erzeugt, fehlt also. Um das Aquarium mit Sauerstoff zu versorgen, bedarf es dieses Ausströmers nicht oder nur in besonderen Fällen, z. B. bei Außenfiltern einfacher Bauart.
Die Filteraustrittsöffnung wird so angebracht, dass die Strömung die Wasseroberfläche ständig in Bewegung hält. Die Wasseroberfläche dient zum Gasaustausch, Sauerstoff wird aufgenommen und Kohlendioxyd abgegeben. Jedoch entweicht bei zu stark sprudelnder Oberfläche auch das als Pflanzendünger wichtige Kohlendioxid. Die Oberfläche soll sich kreisend bewegen. Luftblasen brauchen nicht von einem starken Motorfilter ins Wasser "gerissen" zu werden.
Schafft der Filter es aufgrund seiner geringen Leistung nicht, die gesamte Wassermenge im Becken umzuwälzen, so müssen wir zusätzlich einen Ausströmerstein in der entgegengesetzten Ecke des Filteransogs anbringen. Die Anreicherung des Wassers mit Sauerstoff über die bewegte Wasseroberfläche geschieht aber nur dann, wenn sich darüber Sauerstoff befindet. Lüftungsöffnungen in der Lampenabdeckung und ausreichende Luftzufuhr zwischen Wasseroberfläche und Deckscheibe sind dafür Voraussetzung.
6. Strömungserzeugung
Die Wasserströmung ist sowohl für viele Fische als auch für Pflanzen wichtig. Außerdem beseitigt sie die unschöne Kahmhaut (Zum Absaugen der Wasseroberfläche gibt es spezielle Filter im Handel), die durch Bakterien und Staub auf der Wasseroberfläche hervorgerufen wird.
Eine ganze Reihe der bei uns gehaltenen Zierfische kommt aus strömungs- und sauerstoffreichen Gewässern. Diese Fische stehen gern im Filterstrom, warten auf Fressbares und kräftigen durch ständiges Schwimmen ihren Organismus. Pflanzen dient der Wasserstrom zum Heranführen von Nährstoffen, die teilweise direkt von den Blättern aufgenommen werden. Schließlich dient die Strömung dazu, die Wärme des Heizers im Becken zu verteilen und so Kalt- und Warmschichten zu vermeiden.
Bei zu schwacher Wasserbewegung ist die untere Wasserregion häufig zu kalt; die Fische erkälten sich und die Pflanzen bekommen "kalte Füße" und wachsen nicht. Der Filter ist also auch wichtig, um im Wasser eine Temperaturumwälzung zu erzeugen.
Zusammenfassung und wichtige Hinweise:
Die mechanische und die biologische Filterung im Aquarium sind gleichermaßen wichtig. Schmutz muss aus dem Aquarium heraus, deshalb auch die Filter regelmäßig reinigen.
Wassertrübung macht ein Becken unansehnlich!
Ein Filter braucht jedoch eine Anlaufzeit von einigen Tagen bis Wochen, ehe er richtig funktioniert oder man gibt Starterbakterien aus dem Handel hinzu.
Die biologische Wasseraufbereitung im Filtermaterial hat sogar erst nach etwa 100 Tagen ihren Höhepunkt erreicht. Drei Monate braucht ein Filter also, um richtig "eingefahren" zu sein. Es gibt im Handel Präparate, die diese Einlaufphase verkürzen.
In der Zwischenzeit ist der Filter aber schon mehrere Male ausgewaschen worden, wobei "gutartige" Bakterienkulturen immer wieder zerstört wurden. Waschen Sie daher das Filtermaterial nie mit zu heißem Wasser! Ausnahme sind sterile Zuchtbecken. Lassen Sie immer einen Teil des alten Materials im Filter. So "impfen" Sie das neue Material gleich mit einem Teil des alten Bakterienbestandes. Die Entwicklung der Bakterien geht dann viel schneller.
Filterpflege ist Wasserpflege und Wasserpflege ist Fisch und Pflanzenpflege. Ein gut gepflegter Filter ist schon der halbe Erfolg in der Aquaristik! Es sollte schließlich noch erwähnt werden, dass Heilmittel, im Aquarium angewendet, die biologische Wirksamkeit des Filters mindern oder sogar vorübergehend unmöglich machen.
Deshalb sollte nach einer Heilmittelanwendung ein nahezu vollständiger Wasserwechsel (fünf Sechstel) vorgenommen werden. Heben Sie vor der Heilmittelanwendung eine Handvoll des Filtermaterials und des Bodengrundes auf (in einem Eimer unter Wasser). Nach der Heilmittelanwendung und dem nachfolgenden Wasserwechsel reicht dieses Material, um den biologischen Kreislauf schnell wieder in Gang zu bringen.