Die Pflege des Aquariums

Wenn das Becken erst einmal eingerichtet ist, die Pflanzen wachsen, die Fische fressen und die Technik funktioniert, so bleibt für eine Weile nichts am Aquarium zu tun. Die Unterwasserwelt braucht jetzt ihre Ruhe. Für einige Monate sollte auch nichts an der Neupflanzung geändert werden.

Nach ein paar Wochen wird der erste Mulm abzusaugen sein, der sich aus Fischkot, abgestorbenen Pflanzenblättern, Algen usw. gebildet hat.

Die Algen bekämpfen Sie einerseits durch eine gute Wasserhygenie und andererseits durch algenfressende Fische. 

Die Aquarienreinigung

In regelmäßigen Abständen sollte man sein Aquarium alle zwei bis sechs Wochen nach folgendem Schema reinigen:

1.
Die elektrischen Geräte, wie Beckenheizung und Beleuchtung werden abgestellt, indem man den Netzstecker zieht.

2.
Die Abdeckleuchte- und Scheibe werden abgehoben und gereinigt, Kalkflecken entfernt man mit Essigwasser, Kalkentferner (aus dem Haushalt) oder leicht verdünnter Salzsäure. In jedem Fall muss anschließend hier mit klarem Wasser kräftig nachgespült werden.

3.
Mit einem Algenmagnet oder Klingenreiniger wird zumindest die vordere Sichtscheibe völlig von Algen befreit, die Seitenscheiben können veralgt bleiben, sofern man algenfressende Fische im Becken pflegt, die diese Beikost brauchen. Die hintere Scheibe wird nur dann von Algen gereinigt, wenn sich dahinter eine dekorative Rückwand befindet. Sollten die Scheiben mit Blaualgen überzogen sein oder mit bräunlichen Kieselalgen, so reinigt man in jedem Fall alle Scheiben.
Auch nach einer Heilmittelbehandlung sollten alle im Becken befindlichen Algen entfernt werden, weil diese eventuell Giftstoffe aufnehmen und speichern könnten, die wiederum den Fischen schaden könnten.

4.
Jetzt betätigen wir uns als Unterwassergärtner und entfernen abgestorbene Pflanzenblätter, knipsen mit dem Fingernagel hoch wachsende Pflanzentriebe ab und setzen, die von wühlenden Fischen eine freigelegte Wurzel haben, wieder tiefer oder bedecken den Wurzelhals mit einigen größeren Kieseln.

5.
Mit einem Schlauch oder einem Bodengrundreiniger saugen wir den Mulm vom Aquariumboden ab. Diese Arbeit wird besonders sorgfältig durchgeführt, da der Mulm stark sauerstoffzehrend wirkt. Das Ansaugkörbchen des Außenfilters wird vom angesaugten Pflanzenmaterial befreit.

Während dieser Reinigung wird etwa 1/3 des Beckenwassers abgesaugt. Beim Absaugen mit einem transparenten Schlauch beachten wir sorgfältig, dass nicht etwa kleinere Fische ( sind besonders neugierig) mit abgesaugt werden.

Das Schlauchende wird deshalb nicht direkt in einen Abfluss gesteckt, sonders es wird vor das Schlauchende ein Fischnetz gehängt, um eventuell abgesaugte Fische wieder aufzufangen.

Beim Absaugen steckt gewöhnlich ein Schlauchende im Eimer, mit dem anderen Ende fährt man über den Bodengrund; dabei passiert es leicht, dass Steinchen mit angesaugt werden. Um dieses zu verhindern, steckt man einen kleinen Trichter auf das Schlauchende oder das Absaugkörbchen vom Außenfilter. 


 

6.
Jetzt wird die Luftzufuhr zum Filter unterbrochen, oder aber der Netzstecker des Motorfilters herausgezogen. Sollte der Filter einen Schnurschalter zum Ausschalten haben, darf dieser nicht mit der nassen Hand angefasst werden. Besser ist es, ein trockenes Handtuch zu benutzen.

Das Reinigen eines Kreiselpumpen Außenfilters ist für Ungeübte etwas kompliziert, weshalb die Reinigung eines solchen Filters auch mitunter einige Monate bis zu einem Jahr unterbleibt, was natürlich für das Aquarium nicht förderlich ist. Die Abbaustoffe des Filters wirken sauerstoffzehrend, das Wasser fängt an muffig zu riechen und auch die Fische können erkranken.

Dabei ist die Reinigung des Außenfilters gar nicht so schwierig: Man entfernt das Ansaugrohr aus dem Aquarium; einen Teil des Wassers in Schlauch und Filterbehälter wird die Pumpe jetzt noch ins Becken pumpen. Sobald aus dem Auslaufrohr kein Wasser mehr austritt, wird auch dieses Schlauchende aus dem Becken genommen und in einen Eimer gehalten, bis der Schlauch sich entleert hat (oberhalb der Filteroberkante).

Wenn das Schlauchende für den Wassereinlauf jetzt ebenfalls in den Eimer und dabei unterhalb des Filterbodens gehalten wird (Filter anheben!) läuft der Filter leer. Man kann natürlich auch den Filtertopf nehmen und sowohl Ansaug- als auch Abflussschlauch in die Höhe halten und alles in die Badewanne transportieren. Das Lösen des Filtertopfdeckels ist oft nicht einfach, zumindest bei den älteren Modellen.

Ein kleiner Trick hilft, den Deckel zu heben:

mit dem Daumen verschließt man eine der Schlauchöffnungen und zwar entweder den Stutzen an der Filterpumpe oder am Filterbehälter. In das andere Schlauchende wird kräftig hinein geblasen. Durch den entstehenden Überdruck im Filterbehälter hebt sich der Deckel fast mühelos.

7.
Die Filtermasse wird erneuert oder ausgewaschen. Dazu sollte man kein heißes Wasser verwenden, damit nützliche biologische Bakterien nicht abgetötet werden. Die Schaumstoff Filterpatronen kleinerer Innenfilter werden unter kräftigem Ausdrücken in fließendem Wasser gereinigt. Die Reinigung anderer Filtermaterialien sollte man der Gebrauchsanweisung der jeweiligen Produkte entnehmen.

Es sei darauf hingewiesen, dass einmal verwendete Aktivkohle kein zweites Mal verwendet werden kann; die Wirkung ist vorbei und alte Kohle hat oftmals Giftstoffe aufgenommen, die unter Umständen später wieder frei werden können. Bei Torffilterung ist die Wiederverwendung der Torfmasse nutzlos. Deshalb sollte man in jedem Fall neuen Torf nehmen, wenn man das Wasser enthärten will.


 

8.
Jetzt wird der Filter wieder zusammengebaut und erneut am Becken installiert. Der Anschluss des Motor Außenfilters kann für Ungeübte eine technische Komplikation werden.

Am einfachsten geht man wie folgt vor:

Zuerst wird das Becken bis zur normalen Wasserstandshöhe aufgefüllt. Entsprechend der entnommenen Wassermenge wird ein Wasseraufbereitungsmittel zugesetzt. Die Wasseraustrittsöffnung des Filters liegt jetzt wieder unterhalb der Wasseroberfläche. An der Einlauföffnung wird Wasser angesaugt und dabei das Schlauchende dicht oberhalb des Wasserspiegels, aber außerhalb des Beckens gehalten. Der Filter wird sich jetzt schnell mit Wasser füllen.

Sobald der Wasserstand im Einlaufschlauch dem Wasserstand im Aquarium gleicht, werden Schlauch und Ansaugkrümmer verbunden. Man kann jetzt den Motor des Filters wieder einschalten. Die anfänglich mahlenden Geräusche in der Pumpe kommen von restlichen Luftblasen in der Filtermasse, die aber bald vom Filter nach außen befördert werden. Beschleunigen kann man diesen Vorgang, indem man den Filtertopf einige Male schüttelt.

Es ist darauf zu achten, dass ein kräftiger Strahl austritt, dann saugt der Filter auch wieder ordnungsgemäß an. Für die Geübten dauert die Reinigung eines Motor Außenfilters zehn Minuten, für Ungeübte bis zu einer Stunde. Erleichtert werden kann die ganze Arbeit durch Verwendung von Absperrhähnen und Schlauchschnelltrennkupplungen. Diese Ausgabe sollte im Interesse der Sauberkeit im Aquarium und wegen der eigenen Bequemlichkeit nicht gescheut werden.

Außerdem soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass an allen Schlauch Rohr Verbindungen Schlauchschellen angebracht werden sollten, sonst hat man eventuell Aquariumwasser im Wohnzimmer stehen. Wer bisher noch kein Sicherheitsloch im Ansaugschlauch eines Außenfilters hat, sollte die kleine Mühe nicht scheuen und ein 2 bis 3 mm starkes Loch ca. 5 cm unterhalb des Wasserspiegels anbringen. Bei Abplatzen eines Schlauches laufen so nur max. 5 cm des Wassers aus und nicht der ganze Inhalt.

9.

Jetzt wird auch die wieder eingeschaltet. Eine Bodenheizmatte oder ein Kabel kann während des Reinigungsvorganges eingeschaltet bleiben.

10.
Nachdem die Deckscheibe wieder aufgelegt und die Abdeckleuchte wieder eingeschaltet ist, muss das Becken noch von außen gereinigt werden. Am einfachsten geht dies mit einem Fensterputzmittel. Dabei muss darauf geachtet werden, dass von dem Reinigungsmittel nichts ins Becken gelangt, da Fischvergiftungen hervorgerufen werden können.


 

Warum Wasserwechsel

Ältere Aquarianer vertreten die Meinung, dass das Wasser im Aquarium nicht alt genug sein könne. Diese Altwasser Theorie ist aber heute überholt. Gift und Schadstoffe, insbesondere die Eiweißabbaustoffe aus Futter und Kot, müssen aus dem Aquarium heraus! Die Häufigkeit des Wasserwechsels richtet sich nach Pflanzenwuchs und Fischbesatz: je mehr Pflanzen, desto weniger Wasser muss gewechselt werden; je mehr Fische im Aquarium sind, desto häufiger muss Wasser gewechselt werden.

Unter Wasserwechsel versteht man aber nicht den gesamten Austausch des Beckenwassers, sondern in der Regel wird nur ein Viertel bis ein Drittel bei der Bodengrundreinigung mit abgesaugt und durch frisches Leitungswasser ersetzt. Dieses Leitungswasser enthält oftmals Chlor und andere für Fische schädliche Stoffe. Wenn das Leitungswasser zu hart ist, wird es über einen Enthärtungsfilter aufbereitet. Auch ein Abkochen des Wassers hilft, den Kalkgehalt zu senken.

Den Chlorgehalt bindet man durch ein Entchlorungsmittel, z. B. Natriumthiosulfat (auch als Fixiersalz bekannt). Einfacher ist es, ein gutes Wasseraufbereitungsmittel zu verwenden, das sowohl den Chlorgehalt als auch verschiedene Metallionen bindet und den pH Wert stabilisiert.

Vielfach wird empfohlen, das neu hinzuzufügende Leitungswasser auf Beckentemperatur vorzuwärmen. Dieser Vorgang des Temperierens ist recht mühevoll, wenn man nicht über einen Warmwasserboiler verfügt. Man kann ruhig kaltes Wasser ins Becken geben, wenn man es langsam hineinlaufen lässt und der Wasserwechsel nicht über ein Drittel hinausgeht.

Nehmen wir an, die Temperatur des Leitungswassers beträgt 12° C und die Wassertemperatur im Becken liegt bei 26°C, dann würde nach der Mischung die Endtemperatur 21° C betragen, was für die meisten Fische noch durchaus verträglich ist. Für empfindliche Arten wie z. B. Diskus kann dies allerdings schädlich sein. Der Füllvorgang wird deshalb etappenweise vorgenommen, wobei man jeweils wartet, bis der Aquariumheizer das Wasser auf die benötigte Temperatur gebracht hat, erst dann füllt man wieder etwas kaltes Wasser nach.

Man kann in diesem Fall aber auch temperiertes Wasser von 20 - 22°C ins Becken zugeben.

Bei einem arg verschmutzten Aquarium kann es erforderlich sein, dass man mehr als ein Drittel des Beckenwassers absaugen muss. Dann sollte man jedoch nicht die Hälfte des Wassers absaugen, sondern gleich zwei Drittel. Ist das Wasser nämlich stark ammoniumhaltig, könnte sich das Ammonium nach dem halben Wasserwechsel durch Veränderung des pH Wertes in Ammoniak umwandeln und folglich die Fische vergiften. Bei einem Wechsel von zwei Dritteln wird bereits soviel Ammonium entfernt, dass beim Wiederauffüllen eine Vergiftungsgefahr nicht so leicht besteht.

Wenn ein vollständiger Wasserwechsel vorgenommen werden muss, so fängt man alle Fische aus dem Aquarium heraus und setzt sie in einen Eimer oder eine Plastikwanne. Mit einer Membranpumpe und einem Ausströmerstein wird dieses Notquartier belüftet. Man sollte nicht vergessen, diese Behälter mit einem Handtuch abzudecken, da sonst springende Fische leicht zu Schaden kommen könnten. Sofern die Fische über einen längeren Zeitraum in diesem Quartier bleiben, muss dafür gesorgt werden, dass die Wassertemperatur den Bedürfnissen der Fische angepasst bleibt, insbesondere auf Steinfußböden kühlt eine geringe Wassermenge schnell ab.

Sobald die komplette Reinigung des Beckens beendet und es neu mit Wasser gefüllt ist, müssen die Wasserwerte, also Temperatur, pH Wert und Härte, den Werten angepasst werden, die die Fische entweder benötigen oder die vorher im Becken geherrscht haben.

Eine Senkung des von z. B. 8,0 auf 7,0 ist für die Fische nicht gefährlich (außer Meerwasser). Hingegen Fische von einem Wasser mit pH Wert 6,5 in ein Wasser mit pH Wert 8,0 zu setzen, könnte bei einigen Arten schon zu ernsthaften Schockwirkungen führen. Durch Zugabe von z.B.Aqua Safe (Tetra) kann man derartige Schocks (Osmoseveränderungen) verhindern. Eine Differenz in der Wasserhärte von etwa 10° dürfte den Fischen nicht schaden, die Temperaturdifferenz sollte aber nicht höher als 3° C sein.

Senkung der Wasserhärte
1. Mischen des vorhandenen Wassers mit destilliertem oder sauberem, nicht luftverschmutztem Regenwasser.
2. Enthärtung des Wassers mit speziellen Geräten (Enthärtungsfilter, Ionenaustauscher).
3. Filterung über Torf.

Hebung der Wasserhärte

1. Vorsichtiger Zusatz von Kalzium- oder Magnesiumsulfat.
2. Mischen mit härterem Wasser.
3. Filterung über Marmorstückchen oder Bodengrund aus Korallensand.

Senkung des pH- Werts (ansäuern)
1. Filterung über Torf
2. Kohlendioxid-Düngung durch C02-Diffusor.
3. Teilweiser oder vollständiger Wasserwechsel.

Hebung des pH- Werts (Steigerung der Alkalität)
1. Vorsichtiger Basenzusatz; am geeignetsten sind Natriumhydrogenkarbonat (NaHCO3) oder Natriumkarbonat (Na2CO3).
2. Starke Durchlüftung des Beckens zum Austreiben des Kohlendioxids.
3. Teilweiser oder vollständiger Wasserwechsel.

Senkung des Nitrit- und Nitratgehalts
1. Regelmäßiger teilweiser Wasserwechsel. Intervalle bei den einzelnen Fischarten unterschiedlich.
2. Bioaktive Filterung durch Bakterienfilter.
3. Zugabe von Nitrifikationsbakterien. Diese befinden sich in alten Filtermaterialien.
4. Regelmäßige Reinigung des Vorfilters und des Filters.
5. Fütterungsmenge und Fütterungsrate genau auf die vorhandenen Fische abstimmen, da hohe Nitrit- und Nitrat-Werte oft auf zu intensive Fütterung zurückzuführen sind.
6. Dichte, gesunde Bepflanzung der Becken.
7. Tote Fische und abgestorbene Pflanzenteile aus dem Becken entfernen

Der Stickstoffkreislauf im Aquarium

Stickstoff gehört als Bestandteil der Proteine zu den lebenswichtigen Elementen. Von den grünen Pflanzen wird er vor allem in Form von Ammonium und Nitrat aufgenommen. In den meisten natürlichen Gewässern kommen diese Stoffe nur in sehr geringen Mengen vor. Stickstoff stellt dort einen Minimumfaktor für das pflanzliche Leben dar. Anders ist es im Aquarium. Hier werden auf engstem Raum Pflanzen, Fische und andere Tiere gehalten.

Durch deren Ausscheidungen (Kot, Urin), Pflanzenreste und Futterreste kann es zu einem starken Anwachsen der Stickstoffverbindungen kommen. Diese Stickstoffverbindungen haben in stärkeren Konzentrationen eine mehr oder weniger schädliche Wirkung auf die Organismen. Der Aquarianer muss deshalb immer bemüht sein, den Anteil der schädlichen Stickstoffverbindungen im Aquarium möglichst gering (niedrig) zu halten.

Der Abbau der organischen stickstoffhaltigen Substanzen erfolgt stufenweise und immer nur im Beisein von Sauerstoff (oxidativer Abbau). Dabei entstehen verschiedene Stickstoffverbindungen.

Die 3 Stufen des Stickstoffabbau

Der Abbau läuft folgendermaßen ab:
Organische Stickstoffverbindungen -> Ammoniak und Ammonium -> Nitrit -> Nitrat.

1. Stufe

Die ersten Abbauprodukte sind das giftige Ammoniak und das ungiftige Ammonium. Der pH-Wert bestimmt weitgehend, welche der beiden Verbindungen überwiegend gebildet wird. Bei einem pH-Wert von 7 und mehr entsteht Ammoniak, bei einem pH-Wert unter 7 Ammonium. Schon in leicht saurem Wasser kann es deshalb zu keiner Ammoniak-Vergiftung kommen. Daraus kann man ersehen, wie wichtig die regelmäßige pH-Wert-Kontrolle ist. Ammoniak ist von allen Stickstoffverbindungen die weitaus giftigste.

Der Schwellenwert für die Giftigkeit des Ammoniaks liegt für die Elritze bei 0,6 mg/l. Das Ammonium ist dagegen eine gute Stickstoffdüngung für die Wasserpflanzen.

2. Stufe 

Die zweite Stufe im Stickstoffabbau ist das Nitrit. Dieses entsteht durch bakterielle Oxidation ("Verbrennung") aus Ammoniak oder Ammonium. Die Bakterien, die die Nitritation vornehmen, gehören zu der Gattung Nitrosomonas. Nitrit ist ebenfalls giftig und sehr schädlich für die Fische. Für den Guppy (Poecilia reticulata) ist Nitrit ab 1 mg/l schädlich. Doch für viele andere Fische liegt der Schwellenwert für die Giftigkeit wesentlich niedriger.

3. Stufe

Die dritte und letzte Stufe der Nitrifikation ist die Nitratation, die bakterielle, oxidative Überführung von Nitrit in Nitrat. Diese geschieht durch Nitrobacter-Bakterien. Nitrat ist wesentlich weniger giftig. Es sammelt sich im Wasser an und wirkt erst bei hohen Konzentrationen schädlich. Über die Wirkung von Nitraten auf Fische liegen bisher erst wenige Beobachtungen vor. Werte ab 150 mg/l werden für die Fische bedenklich, da die Gefahr der Nitrat-Reduktion (Denitrifikation) zu Nitrit und Ammoniak zunimmt.

Ohne Sauerstoff ist ein Stickstoffabbau im Aquarium nicht möglich. Bei Sauerstoffmangel werden die organischen Verbindungen entsprechend langsamer abgebaut, und es kommt im Wasser zu einer Anreicherung mit den giftigen Zwischenprodukten Ammoniak und Nitrit. Es kann sogar eine bakterielle Denitrifikation einsetzen, die das relativ unschädliche Nitrat in die schädlichen Zwischenstufen Nitrit und Ammoniak überführt. Ein Teil dieser Denitrifikation kann im Körper der Fische ablaufen. Das Nitrit lagert sich an die roten Blutkörperchen an. Auf diese Weise werden Sauerstoffaufnahme und Sauerstofftransport behindert.

Bei der Neueinrichtung eines Aquariums sind die nitrifizierenden Bakterien (Nitrosomonas, Nitrobacter) noch nicht sofort vorhanden. Sie müssen sich erst aufbauen und entwickeln. Solche Bakterien findet man hauptsächlich im Filter und im Bodengrund älterer Aquarien. Es dauert einige Wochen, bis sich genügend Bakterien angesammelt haben und somit ein ausreichender Abbau von organischen Stickstoffverbindungen gewährleistet ist.

Die Menge der im Aquarium jeweils vorkommenden Bakterien unterliegt großen Schwankungen. Jeder Wasser- und Filterwechsel führt zu einer Verminderung der Bakterienzahl und zu einer Störung des eingestellten Gleichgewichts. Aus diesem Grund sollte man niemals Wasser und Filtermaterial gleichzeitig wechseln, sondern in einem Mindestabstand von einer Woche. Der Wasserwechsel erfolgt immer vor dem Wechsel des Filtermaterials.

Hier noch eine bildliche Darstellung zum besseren Verständnis des Stickstoffkreislaufes:

stickstoff 

Chemische Fachausdrücke

Ammoniak
farbloses, giftiges Gas von charakteristischem, zu Tränen reizendem Geruch. Ammoniak hat die Formel NH3. Es ist sehr wasserlöslich: 1 Raumteil Wasser löst etwa 700 Raumteile Ammoniak.

Ammonium
ist nur als Kation NH4 oder in Salzen beständig. Es hat ähnliche Eigenschaften wie die Alkalimetalle Natrium und Kalium. Ammonium ist ungiftig.

Anionen
negativ geladene Teilchen (Beispiele: CO32-, HCO3- SO42) Anionen wandern in einem elektrischen Feld zum Pluspol (Anode).

Base (Lauge)
Stoff, der in wässriger Lösung negativ geladene Hydroxid-Ionen (OH--Ionen) bilden kann. Färbt rotes Lackmus-Papier blau.

Brackwasser
ist ein Mischwasser aus See- und Süßwasser. Brackwasser hat einen Salzgehalt zwischen 2 und 25 Promille.

Denitrifikation
Reduktion von Nitrat zu Nitrit und Stickoxiden (NO, N2O) bzw. molekularem Stickstoff.

Elektrolyte
Stoffe, die den elektrischen Strom durch Ionenwanderung leiten (Beispiele: Säuren, Basen, Salze).

Gesamthärte
Härte des Wassers, die durch Kalzium- und Magnesiumsalze hervorgerufen wird. Die Messung erfolgt über die Kationen Ca2+ und Mg2+.

Hydrogenkarbonat(e)
Salze der Kohlensäure. Bei diesen ist nur ein Wasserstoffatom der Kohlensäure durch ein Metallatom ersetzt. Hydrogenkarbonate werden auch als primäre Karbonate, saure Karbonate oder Bikarbonate bezeichnet.

Ionen
Positiv oder negativ geladene Teilchen, die in einem elektrischen Feld wandern.

Ionenaustauscher
sind Kunstharze aus einem riesigen organischen Netzwerk mit zahlreichen sauren Sulfo-Gruppen (-SO3H) oder basischen Amino-Gruppen (-NH2). Läßt man einen sauren Austauscher in Wasser quellen, so bilden sich Hydronium-Ionen (H3O+-lonen), die aber infolge ihrer Ladung an das (negativ geladene) Gerüst gebunden bleiben. In basischen Austauschern entstehen in entsprechender Weise Hydroxid-Ionen (OH--Ionen).

Ionenaustauscher dienen dazu, Wasser vollständig zu entsalzen. Man unterscheidet Kationenaustauscher und Anionenaustauscher. Die Kationenaustauscher sind saure Austauscher, da ihre Hydronium-Ionen gegen Kationen (z.B. Na+ oder Ca2+) ausgetauscht werden. Dagegen sind Anionenaustauscher basische Austauscher. Hier werden Hydroxid-Ionen gegen Anionen (z. B. Cl- oder SO42-) ausgetauscht. Der Austausch ist umkehrbar. "Erschöpfte", das heißt vollkommen mit Kationen bzw. Anionen beladene Austauscher können durch konzentrierte Säure oder Lauge wieder regeneriert werden.


 

Karbonat(e)
Salze der Kohlensäure (H2C03). Bei diesen Salzen sind beide Wasserstoffatome der Kohlensäure durch Metallatome ersetzt. Sie werden auch sekundäre oder neutrale Karbonate genannt.

Karbonathärte
Härte des Wassers, die durch Hydrogenkarbonate hervorgerufen wird. Die Messung erfolgt über das Anion HCO3-.

Kationen
Positiv geladene Teilchen (Beispiele: Na+, Ca2+, Mg2+). Kationen wandern in einem elektrischen Feld zum Minuspol (Kathode).

Nitrat(e)
Salze der Salpetersäure (HNO3). Nitrat ist bei weitem nicht so giftig für Fische und Pflanzen wie Nitrit. Nitratgehalte ab 150 mg/l sind gefährlich für Fische.

Nitratation
2. Stufe des oxidativen Stickstoffabbaus. Nitrit wird durch Bakterien in Nitrat überführt.

Nitrifikation
Bakterieller Stickstoffabbau in Anwesenheit von Sauerstoff von Ammoniak (Ammonium) über Nitrit zum Nitrat.

Nitritation
1. Stufe des oxidativen Stickstoffabbaus. Bakterielle Überführung von Ammonium und Ammoniak in Nitrit.

Nitrit(e)
Salze der salpetrigen Säure (HNO2). Nitrit ist für Lebewesen sehr giftig. Ein Nitritgehalt ab 0,2 mg/l ist bedenklich für die meisten Fische.

Nitrobacter
Bakterien, die oxidativ Nitrit in Nitrat umwandeln.

Nitrosomonas
Bakterien, die oxidativ Ammoniak oder Ammonium in Nitrit überführen.

Oxidation
= Elektronenabgabe. Nach einer früheren Definition verstand man unter Oxidation die Vereinigung von Sauerstoff mit einem Element oder einer Verbindung. Nach der heutigen Definition besteht das Wesen einer Oxidation im Entzug von Elektronen und damit in einer Erhöhung der elektropositiven Wertigkeit des zu oxidierenden Stoffes. Jede Oxidation ist mit einer Reduktion gekoppelt.

pH-Wert
Säuregrad eines Wassers. Der pH-Wert ist definiert als der negative dekadische Logarithmus der Wasserstoff- Ionen-Konzentration:
pH = -10log H+
Die pH-Skala reicht von pH 1 (stark sauer) über pH 7 (neutral) bis pH 14 (stark alkalisch).

Puffer
sind Substanzgemische, deren pH-Wert in wässrigen Lösungen recht unempfindlich gegen Säure- oder Basenzusatz ist.

Redox-Potential
= Oxidations-Reduktionspotential, ein Maß für die oxidierende (s. Oxidation) bzw. reduzierende (s. Reduktion) Wirkung eines Redox Systems. Es sei an dieser Stelle auf den ausgezeichneten Artikel von KRAUSE (1972): Aquarienmagazin 6, 9.94 verwiesen, der viele Details über diese Problematik enthält.

Redox-System
Eine Lösung, z.B. Aquarienwasser, in der durch Elektronenübergänge ein Stoff (Stoffe) reduziert und gleichzeitig ein anderer (andere) oxidiert wird (werden).

Reduktion
Elektronenaufnahme. Im ursprünglichen engeren Sinne verstand man unter Reduktion den Entzug von Sauerstoff aus einer chemischen Verbindung. Im elektrochemischen Sinne besteht das Wesen der Reduktion in der Zufuhr von Elektronen durch das Reduktionsmittel. Diese führt zu einer Verminderung der positiven Wertigkeitsstufe des zu reduzierenden Stoffes. Jede Reduktion ist mit einer Oxidation gekoppelt.

rH-Einheit
stellt den negativen Logarithmus desjenigen Wasserstoffdruckes dar, mit dem eine Platinelektrode beladen sein müßte, um eine der betreffenden Lösung entsprechende Reduktionswirkung hervorzurufen. Mit der rH-Einheit kann man die Oxidations- bzw. Reduktionsfähigkeit einer Lösung eindeutig bezeichnen. Die Redoxskala ist in 42 rH-Einheiten aufgeteilt, wobei für den Aquarianer der Bereich zwischen rH 27 bis 32 interessant ist (siehe KRAUSE, Aquarienmagazin 6: 90-94, 1972).

Säure
Stoff, der in wässriger Lösung positiv geladene Wasserstoff-Ionen (H+-Ionen) bilden kann. Färbt blaues Lackmus-Papier rot.

Seewasser
ist Wasser mit einem Salzgehalt ab 30 Promille. Hauptbestandteil der gelösten Salze ist Natriumchlorid NaCl (Kochsalz). Die Salzkonzentrationen sind in den einzelnen Meeren unterschiedlich: Nordsee 35 Promille, Atlantik 36 Promille, Pazifik 35 Promille, Mittelmeer 37,5 Promille, Rotes Meer 40 Promille.

Wasser
Eine bei gewöhnlicher Temperatur geruch- und geschmacklose Flüssigkeit, die bei 0° C zu Eis erstarrt und bei 100° C unter Bildung von Wasserdampf siedet. Wasser besteht aus zwei Atomen Wasserstoff und einem Atom Sauerstoff (H2O).

Der pH - Wert des Aquarienwassers

Der pH-Wert gibt den Säuregrad eines Wassers an. Ausgangspunkt ist das Säure-Base-Gleichgewicht chemisch reinen Wassers. Reines, neutrales Wasser (H20) enthält gleiche Mengen an Wasserstoff- Ionen (H+-Ionen) und Hydroxid-Ionen (OH--Ionen). Wasserstoff-Ionen säuern das Wasser an, Hydroxid-Ionen machen es alkalisch. Ein pH-Wert von 7 kennzeichnet neutrales Wasser; pH-Werte über 7 kennzeichnen alkalisches Wasser, das einen Hydroxid-Ionenüberschuß aufweist; pH-Werte unter 7 zeigen saures Wasser an. Hier herrscht ein Wasserstoff-Ionenüberschuß. Man sollte sich merken: Je kleiner der pH-Wert, desto saurer ist das Wasser; entsprechend gilt, je größer der pH-Wert, desto alkalischer das Wasser.

Die Änderungen der H+-Ionen und OH--Ionen-Konzentrationen sind in Gramm messbar. Der pH-Wert von 7 besagt, dass in einem Liter Wasser 10 hoch-7 (= ein zehnmillionstel) Gramm an H+-Ionen gelöst ist, bei pH 3 10-³ (= ein tausendstel) Gramm, bei pH 10 10 hoch-10 (= ein zehnmilliardstel) Gramm usw.

Da diese negativen Potenzen in der Praxis sehr umständlich zu handhaben sind, verwendet man die pH-Skala. Diese reicht von 1-14:
10-1 = 1/10 g H+-Ionen pro Liter Wasser usw.

pH H+- Ionenkonzentration (g/l
1 10 -1
2 10 - 2
3 10 - 3
4 10 - 4
5 10 - 5
6 10 - 6
7 10 - 7
8 10 - 8
9 10 - 9
10 10 - 10
11 10 - 11
12 10 - 12
13 10 - 13
14 10 - 14

 Beachtenswert ist noch, dass die Änderung des pH-Werts um eine Einheit eine zehnfache Veränderung im Gleichgewicht bewirkt  (2 Einheiten = l00fache Veränderung, 3 Einheiten = l000fache Veränderung usw.). Die pH-Werte für die Aquarienfische liegen  zwischen pH 5 und pH 9, die meisten Süßwasserfische bevorzugen pH-Werte zwischen 6 und 7,5, die Meerwasserfische  zwischen pH 8 und 8,5.

 Bei pH 7 ist das Säure-Base-Verhältnis 1:1 (Neutralpunkt).
 Eine regelmäßige Kontrolle des pH-Werts ist sehr wichtig. Sämtliche Aquarienbewohner (Fische, Pflanzen, Mikroorganismen)  reagieren empfindlich auf ein gestörtes Verhältnis im pH-Bereich. Starke Schwankungen des pH-Werts, oft bedingt durch ein  gestörtes Karbonatsystem, können zu schweren Krankheitssymptomen bei den Fischen führen (Säurekrankheit,  Laugenkrankheit; siehe unter Fischkrankheiten).